Soziale Arbeit
Soziale Arbeit ist Arbeit am Sozialen[1].
Im weiten Sinne gibt es Soziale Arbeit als informelle und formelle Laienaktivität, als Beruf und als Profession. Als Laientätigkeit gibt es Soziale Arbeit, seit es Menschen gibt; als Beruf ist sie, je nach Form und nationalstaatlichem Kontext, eine Entwicklung der letzten 100 oder 120 Jahre; als sich auf sozialarbeitswissenschaftliches Wissen stützende Profession ist Soziale Arbeit, bedingt durch die noch wenig entwickelte Disziplin der Sozialarbeitswissenschaft [⟶], noch immer in den Anfängen.
Soziale Arbeit i.w.S. ist als Teil des Gesundheits- und Sozialwesens ein auch umfangmässig bedeutender Sektor moderner Gesellschaften[2], dessen wirtschaftliches Gewicht in keinem Verhältnis zum öffentlichen Wissen über diese Bedeutung und seine gesellschaftliche Funktion steht.
Professionen bearbeiten praktische Probleme unterschiedlicher Art. Im Falle der Medizin sind dies Probleme biologischer, im Falle der Psychologie und Psychiatrie psychischer Art. Im Unterschied dazu ist Soziale Arbeit gerichtet auf das Verhindern, Lindern und Lösen praktischer Probleme sozialer Art, verstanden als problematische Formen der Einbindung (Integration) von Individuen in soziale Gebilde, welche eine hinreichende Befriedigung ihrer biopsychosozialen Bedürfnisse nicht zulassen und damit jenes Mass an (physischem) Wohlbefinden verunmöglichen, das ihre Liebes-, Beziehungs- und Arbeitsfähigkeit von Menschen auf Dauer sicherstellen[3,4].
Grund der schwerwiegenden Folgen chronisch versagter sozialer Bedürfnisse, zu denen schwere physische und psychische Erkrankungen, Gewalt und andere problematische Formen des Verhaltens zu zählen sind[5], ist die biologische Natur dieser Bedürfnisse, die zwar durch kulturelles Lernen überformt, aber weder durch kulturelle Deutungen oder Normen und schon gar nicht durch sanktionierendes Verhalten eliminiert werden können. Bedürfnisse sind vorbewusste Prozesse, die, im Unterschied zu den bewussten Wünschen und Zielen, Teil der Natur des Menschen sind, die er mit anderen höheren Primaten teilt[6].
Die nachstehenden Kapitel (Seiten) und Abschnitte (Unterseiten) umreissen einige Aspekte der Natur der professionellen Sozialer Arbeit, angefangen von
- dem institutionellen Rahmen und dessen Geschichte, in dem Soziale Arbeit situiert ist (makro), über
- den Arbeitsfeldern und den organisationellen Aspekten und konkreten Problemstellungen dieser Arbeit auf der Ebene von Gemeinwesen (meso) bis hin zu dieser Arbeit (meso) bis hin zu
- den konkreten Problemstellungen, die Professionelle SAR mit Individuen und kleinen Sozialsystemen bearbeiten und den Arbeitsrollen, innerhalb denen diese Leistungen erbracht werden (mikro) und
- dem, was diese Arbeit für sie als Personen bedeutet (nano).
[1] Scheu, B. and O. Autrata (2011). Theorie Sozialer Arbeit. Gestaltung des Sozialen als Grundlage. Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften. [2] Rauschenbach, T. (1999). Das sozialpädagogische Jahrhundert. Analysen zur Entwicklung Sozialer Arbeit in der Moderne. Weinheim-München, Juventa. [3] Obrecht, W. (2001). "Das Systemtheoretische Paradigma der Sozialen Arbeit als Disziplin und als Profession. Eine transdisziplinäre Antwort auf die Situation der Sozialen Arbeit im deutschsprachigen Bereich und die Fragmentierung des professionellen Wissens." Zürcher Beiträge zur Theorie und Praxis Sozialer Arbeit, Bd. 4. September. [4] Obrecht, W. (2005). Ontologischer, sozialwissenschaftlicher und sozialarbeitswissenschaftlicher Systemismus. Ein integratives Paradigma der Sozialen Arbeit. Systemtheorien im Vergleich - Versuch eines Dialogs. H. Hollstein-Brinkmann und S. Staub-Bernasconi. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften: 93-172. [5] Wilkinson, R. und K. Pickett (2010). Gleichheit ist Glück: Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind. Herausgegeben von Till Tolkemitt. Berlin, Zweitausendundeins. [6] Obrecht, W. (In Vorbereitung). Ein biopsychosoziokulturelles Modell des Menschen als Grundlage der Sozialarbeitswissenschaft.
WAO, 2.3.13/ 9.1.13/