Philosophie

 

Philosophie ist die Disziplin, welche die allgemeinsten, die einzelwissenschaftlichen Begriffe übersteigenden Begriffe untersucht (wie jene des Seins, des Werdens, Geist, Wissen und Norm) sowie die allgemeinsten Hypothesen (wie jene der autonomen Existenz und Wissbarkeit der externen Welt). Grundlagenzweige sind der Philosophie sind Logik (zusammen mit Mathematik), Semantik (zum Teil zusammen mit der Linguistik und der Mathematik) der Ontologie, Erkenntnistheorie und Axiologie. Angewandte Zweige sind: die Praxeologie und die Methodologie, die Ethik, die politische Philosophie, die Sozialphilosophie und all die Philosophien von.... (Bunge 2003)


Methodologisch unterscheidet sich Philosophie von den Wissenschaften, indem sie selber keine faktenwissenschaftliche Forschung durchführt, sondern sich auf die Untersuchung von begrifflichen Problemen beschränkt. Dies kann sie ohne oder mit logisch exakten Mitteln tun und sie kann sich, insoweit sie die ontologischen und erkenntnistheoretischen Prämissen der Wissenschaft teilt, systematisch auf wissenschaftliche Theorien stützen oder aber sie kann diese ignorieren. In Bezug auf diese vier Alternativen der Orientierung der Philosophie (logisch exakt oder nicht und wissenschaftsorientiert oder nicht) ist es anfangs und in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zu zwei Revolutionen in der Philosophie gekommen. Die erste Revolution war die Einführung exakter, logischer Verfahren in die Philosophie durch den „logischen Positivismus“ (*auch logischer Empirismus oder Neopositivismus), der ersten professionellen Wissenschaftsphilosophie anfangs des 20. Jahrhunderts. Sie führte zur Entwicklung einer „Exakten Philosophie“, die sich von der traditionellen, logisch nicht systematischen, in formaler  Hinsicht grundlegend unterscheidet:


Exakte Philosophie  Exaktheit in der Philosophie ist das positive Vermächtnis des Neo- bzw logischen Positivismus/Empiri(zi)smus: ihre Einführung entsprach einer Revolution innerhalb der Philosophie, die sich zwar unter dem Namen „Analytische Philosophie“ nach und nach durchsetzte, jedoch auch heute noch lange nicht alle Bereiche der Disziplin und alle Autor/innen erreicht hat, ganz abgesehen davon, dass die Bedeutung von Vernunft für das menschliche Leben von Irrationalisten aller Schattierungen grundsätzlich negiert wird, allen voran von Pragmatisten wie Nietzsche (dem Protofaschisten und Kronzeugen der Postmodernen) oder den Intuitionisten wie den Schöpfern der philosophischen Hermeneutik (Heidegger und Gadamer). Exakte Philosophie ist „Philosophie, die mit der Hilfe formaler Mittel entwickelt wird wie Logik, Mengenlehre und abstrakte Algebra. Die Vorteile exakter Philosophie sind Klarheit und die Erleichterung der Systematisierung sowie Deduktion. Umgekehrt minimieren diese Charakteristika das Risiko verzerrter Textinterpretation und endloser Debatten. Exaktheit ist jedoch sinnlos ohne Substanz. Es bringt nichts, schwere formale Artillerie zur Bearbeitung von Miniproblemen zu benutzen.“ (Bunge, 2003: 96)


Die zweite Revolution innerhalb der Philosophie des 20 Jhd. betraf die Orientierung gegenüber den Wissenschaften:

Wissenschaftliche Philosophie ist „Philosophie die, über Exaktheit hinaus, mit dem Grossteil des Wissens der Wissenschaft und Technologie des Tages in Übereinstimmung steht. (Beispiele: Eine philosophische Theorie von Raum und Zeit, die vereinbar ist mit der Allgemeinen Relativität; eine Theorie der Neuheit (oder Emergenz), die kompatibel ist mit der evolutionären Biologie; eine Philosophie des Geistes, die kompatibel ist mit den kognitiven Neurowissenschaften.) Vorsicht: Wissenschaftliche Philosophie ≠ Philosophie der Wissenschaft. Vorsicht 2: Der logische Positivismus nannte sich selber „wissenschaftlich“, doch er war es nicht, denn er war beschränkt auf Phänomene (und damit Subjektivismus) und Induktivismus. Seine Liebe zur Wissenschaft blieb deshalb unerwidert.“ (Bunge 2003: 261f.

 

Während die erste Revolution als abgeschlossen bezeichnet werden kann, indem heute praktisch alle jungen Philosophen in einem logisch stringenten Modus arbeiten, sind die Errungenschaften der zweiten Revolution auch innerhalb der jungen Generation von Philosophen noch nicht Allgmeingut.